Vergaser JIKOV 32 SEDR

Apr
13
2009

Heute nutze ich die Gelegenheit, um geringfügig die zahlreichen Fotos der bisherigen Artikel auf meiner Homepage zu ergänzen. Fotos können manchmal mehr als tausend Worte erzählen, sagt man.
Das Oldtimerhobby stellt manchmal Anforderungen, die man mit eigenen Mitteln schwer realisieren kann. Ich selbst bin zwar "glücklicher Mieter" einer stromlosen Garage, aber gerade deswegen habe ich insbesondere mit der Teilereinigung so meine Probleme. Vielen anderen geht es sicher genauso.
Nicht jeder verfügt über eine Vielzahl von Spezialwerkzeugen. Gerade wenn es um die Reinigung von Vergasern geht, stößt man schnell an seine Grenzen.
Da träumt man gern vom sagenumwobenen Ultraschallbad. Jedoch in der Größe, daß ein zerlegter Jikov-Vergaser dort hinein paßt, ist so ein Teil unbezahlbar teuer. Für die einmalige Anwendung alle x Jahre sowieso - und, ob der Vergaser, teilweise oxidiert wirklich so sauber wie neu wird?

Auf größeren Oldtimer Teilemärkten präsentieren sich hin und wieder Vertreter mit aquariengroßen Becken, gefüllt mit irgend einer "Supersubstanz", die ein vermuchten Vergaser von ganz allein sauber macht. Toll! Das Becken auf der Oldtema, das ich dort sah, war so groß, daß dort der Zylinderkopf drinnen Platz gefunden hätte!
Unscheinbar daneben wird dann das Zaubermittel angeboten. Ein halber Liter dieser kostbaren Zauberflüssigkeit kostet schnell 50 Euro!
Pech gehabt, wieder nix für mich!

Ein Freund schenkte mir einen JIKOV 32 SEDR Vergaser. Im Zuge eines Motorenzusammenbaus beschloß ich, diesen Vergaser fitt zu machen. Die oft anzutreffende Ansicht, "der ging noch bis zu letzt, ich weiß jedoch nicht wie" - "brauchste nur saubermachen, dann geht er wieder" ist jedoch nicht so ohne weiteres zu praktizieren!
Zunächst einmal die grobe Dreckborke mit einem Schraubendreher und feinen Spachtel abkratzen. Dann mit Pinsel, Schale und Bremsenreiniger das Teil von außen reinigen, abwaschen.

Ok, das kann sich schon eher sehen lassen. Dann das innere inspizieren:

 

Wie man unschwer sehen kann, ist das mit dem "eben mal schnell" durchblasen des Vergasers nicht getan. Nach über 20 Jahren ist das Zink (ja, der Vergaser besteht nicht aus Aluminium, sondern wird im "Zinkdruckgußverfahren" hergestellt) so stark oxidiert, das es wie Schimmel alle Bohrungen, Kanäle und Flächen zugesetzt hat. Besonders die Düsen der zweiten Stufe sind komplett zugewachsen!
Was tun? Ultraschallbad? Mit dünnen Gegenständen den Keim herauspolken? Und die verwinkelten Kanäle?
Fragen über Fragen.
Das Ding in die Tonne tun und einen anderen Vergaser besorgen? Kapitulieren? - Halt, da war doch was! Da gab es doch so ein Wundermittel auf dem Teilemarkt? Aber wie hieß das doch gleich?
Also zunächst das Internet bemüht! Wie machen die anderen das? Die Ergebnisse der Suchmaschinen sind ernüchternd. Superteure Mittel und Technikforen voller Ratsuchender! Oder Firmen, die für richtig Geld ihre Arbeit anpreisen.
Fehlanzeige also! Da fällt mir doch ein, daß ich in der Schule im Chemieunterricht gut aufgepaßt habe. Ist zwar lange her, aber Reste ehemaligen Wissens sind noch vorhanden und sogar die Bücher. Schnell also die Reduxionsformeln geschaut und mit McGyver-Blick zurück in die Garage: Welche Zutaten habe ich, muß ich nicht erst teuer kaufen? Und vor allem: Wochentags habe ich nie Zeit, nur am Wochenende! Und das ist nun eine Wochenendearbeit!

Mit neuer Zuversicht zerlege ich den Vergaser also komplett. Keine Frage, dieser Vergaser hätte so nicht mehr funktioniert!  

 

 

 

Hier habe ich eine nützliche Zutat gefunden. Irgend wann zur Restauration meines Rahmens und diverser Teile gekauft, aber nie aufgebraucht. Pelox RE enthält 25% Phosphorsäure zur Entrostung. Klar, da steht nix von Zink, Aluminium etc. drauf, dafür hat man das Zeug nicht verkauft.
Aber laut Lehrbuch vernascht Phosphorsäure auch gerne Zinkoxyd.
Zudem ist Pelox RE "biologisch leicht abbaubar und somit umweltverträglich." Sagt der Hersteller. Na klar, in die Umwelt kippe ich das ohnehin nicht, dafür gibt es ja die Sammelstelle im Ort!
So ein kleines Fläschchen ist auch nicht gerade billig, kostet ~10 Euro; aber das hatte ich nun schon hier. Vor allen Dingen: Nach Gebrauch einfach auffangen, man kann es oft wiederverwenden! Vor allem nach meinem praktizierten Beispiel.

Ich bin kein Chemiker, daher vorsichtig. Zunächst probiere ich in der Schwimmerkammer unverdünnt, wie schnell die Reaktion ist, wie gefräßig die Substanz.
Ah, heftig! Es schäumt gleich drauf los. Also kurz einwirken lassen und dann verdünnen, schließlich soll sich der Vergaser nicht auflösen und auch die Kanäle sollen nicht doppelt groß ausgeätzt werden.
Ein resistenter Behälter ist schnell gefunden. 125ml Pelox RE auf einen Liter gereinigtes Wasser genügen für das Reinigungsbad! Der Vergaser und die Kleinteile tauchten für etwa eine halbe Stunde dort ein.  

 

Zum Spülen mit klarem Wasser verwendete ich einen leeren Wasserkanister. Und dann heißt es spülen, spülen, spülen!
Anschließend noch ein heißes Tauchbad in Marine Clean nach Dosierungsanleitung.
Wiederum ist gründliches Spülen in frischem Wasser erforderlich.

Zuletzt werden die Kanäle mit Druckluft (bei mir aus der Dose) frei geblasen. Den Vergaser habe ich in Ruhe auf der Heizung trocknen lassen. Nach dieser Prozedur ist er absolut sauber, fettfrei, frei von Oxidationsrückständen und richt nicht einmal mehr nach Zweitakter! Beinahe wie neu.  

 

 

Düsen, Kanäle, Bohrungen: alles frei!  

 

Die Dichtungen der CO- und Leerlaufluftschraube waren abgenutzt, spröde, bzw. aufgeplatzt. Keine Chance, die müssen erneuert werden. Der VErgaser soll schließlich an diesen Stellen dicht sein, sonst läßt er sich nicht einstellen.
Schrauben werden am besten auch gleich aufgearbeitet. Rost muß nicht sein.  

 

Das Einstellen habe ich schon hier beschrieben. Sorgfältiges Arbeiten wird mit guter Funktion des Vergasers belohnt.  

 

 

Hier noch einmal in Bildern das Einstellen der Drosselklappen, jeweils Anfangs- und Endwert für Stufe 1 und 2.  

 

Sichern der Schrauben und einbaufertig! Der Vergaserflansch sollte auch etwas Aufmerksamkeit bekommen. Manchmal gammeln die Schrauben still vor sich hin. Auch das muß nicht sein.