Motor 353 - Nr. 6, der Starke

Apr
15
2009

Wieder einmal ist es Zeit, einen Motor aufzuarbeiten, zusammenzubauen.
Gute Gelegenheit auch, einen der gebrauchten Zylinderkopf aufzuarbeiten. Reinigen, Zerlegen, montieren nehme ich selbst vor. Das Planen des Kopfes hat Fischer-Motorentechnik Magdeburg durchgeführt.
Auf Montagedetails gehe ich nicht weiter ein, siehe dazu hier und hier.  

 

 

Die alte Kurbelwelle hat wirklich lange gehalten. Stammt aus Motor Nr. 4 "Der Ausdauernde". Lief ohne Probleme zwischen 170.000 und 190.000 km. Nach dessen Demontage zerfiel bereits das riemenscheibenseitige Kurbelwellenlager.
Herr Rudolph (Eisenacher Kurbelwellenmanufaktur) übernahm die Instandsetzung mit verstärkten Lagern. Vorzugsweise sollte man stets die eigene Kurbelwelle wieder zurückfordern - also keinen Tausch - und sie mit genau der selben Schwung- und Riemenscheibe montieren!
Nach dutzenden Telefonaten quer durch Deutschland komme ich zu dem Schluß, daß kein Motoreninstandsetzer (auch nicht in Eisenach) mehr über die erforderlichen Geräte verfügt, den mit Pleueln verpreßten Wartburg-Kurbeltrieb dynamisch auszuwuchten. Insofern sollte man die Kombination Riemenscheibe - Kurbelwelle - Schwungscheibe stets beieinander lassen.
Aus eigener Erfahrung kann ich dazu noch empfehlen, alle Kolben-Anbauteile zu wiegen, miteinander zu vergleichen und dafür zu sorgen, daß an allen Pleueln wenigsten statisch die gleichen Massen verbaut werden. Zu diesem Zweck kann man z.B. am unteren Rand (innen) der Kolben Material mit der Feile abnehmen. Sorgfältiges Arbeiten wird später mit rundem Motorlauf belohnt.
In meinem Fall bestand sogar ausdrücklich die Möglichkeit, die Kolben untereinander bei Bedarf zu tauschen.

Der Motoreninstandsetzer vermißt die Kolben sorgfältig und paßt jeden Zylinder individuell an den jeweiligen Kolben an. In einem solchen Fall, das ein Kolben um hundertstel Millimeter von den anderen abweicht und die Zylinderfläche entsprechend zugehörig gehont worden ist, ist ein Tausch der Kolben untereinander nur eingeschränkt oder gar nicht möglich. Ich schreibe das mal ausführlich, obwohl diejenigen, die sich Arbeiten an Motoren zutrauen, über diese Kenntnisse verfügen sollten.

Also habe ich Kolben, Kolbenbolzen, Nadellager, Sicherungsringe gewogen, notiert und stellte fest, daß alle Teile unterschiedliche Gewichte hatten, selbst die Sicherungsringe!
Das Verteilen der Gewichte ergab in meinem Fall eine Kombination, die bei allen 3 Zylindern mit 537g aufging. Mehr ist mir nicht möglich.

 

 

Ausgestattet mit dem entsprechenden Werkzeugen, konnte ich den heimischen Herd zur Montage der Kolben einbeziehen. Anschließend müssen die Pleuel am Motorblock ausgerichtet werden. Motorblock und Kolben hat Fa. Fischer-Motorentechnik Magdeburg bearbeitet.  

 

Kolbenringabdichtung fetten und einsetzen, Kolben, Zylinderwand ölen und die Kolbenringe an den Ringstößen ausrichten. Zwei Stehbolzen rechts und links in die Kurbelwelle geschraubt, erleichtern die Montage. Das Einfädeln der Kolben beginnt man stets mit dem mittleren Zylinder.  

 

Das Motorengehäuse wird mit Dichtmasse (Vergleiche dazu das Reparaturhandbuch) bestrichen. Mit einem kleinen Pinsel geht das am Besten.  

 

 

Die aufgearbeiteten Anbauteile komplettieren den Motor allmählich.  

 

Bevor man die (gereinigte, aufgearbeitete) Riemenscheibe montiert, sollte man sich bei den Modellen (BM-353/1) vergewissern, daß der aufgesinterte Schwingungsdämpfer noch fest sitzt. Nach >20 Jahren kann der Gummi schon einmal ablösen. Die Riemenscheibe ist dann unbrauchbar.

Das Einsetzen der Kolbenringe geht, mit einem Cuttermesser zur Unterstützung, leicht. Einfetten nicht vergessen! Die Schwungscheibe sollte keine Risse, Riefen etc. aufweisen. Nacharbeit ist bis zu einem gewissen Maß möglich. Waren Kurbelwelle und Schwungscheibe nicht miteinander gepaart, so ist eine auf Null gewuchtete Schwungscheibe zu montieren.
Schwungscheiben wuchtet z.B. Detzner-Motorensport.  

 

 

Weiteres Komplettieren. Zur Vergaserrenovierung habe ich hier bereits einiges erklärt.  

 

Der Motorenwechsel ist beim Wartburg 353W mit Mittelkühler nicht weiter schwierig. Da das bereits des öfteren beschrieben wurde, nicht zuletzt im Zentralen Wartburg Forum, gehe ich nicht weiter darauf ein. Kupplung und Kupplungsscheibe sind neuwertig und erst seit Januar diesen Jahres im Einsatz.  

 

 

Motor Nr. 6, "Der Starke", nach Montage, ca. 5km Laufleistung, Leerlauf.

neuer Motor 353 im Leerlauf