Wasserpumpe Wartburg 353 zerlegen

Es gibt vieles zum Thema Wasserpumpe zu berichten, es gibt auch mehrere Varianten. Auf eine detaillierte und umfassende Fehlerbeschreibung, mag ich zur Zeit noch verzichten, daß ist etwas, für jemanden, der ein Buch oder eine Diplomarbeit schreiben möchte. solange alles funktioniert, wird auch kaum jemand so ein Buch freiwillig lesen, sobald jedoch sommerliche Außentemperaturen erreicht werden, haben sehr viele Wartburgfahrer Probleme und fangen an, sich rührig um das Thema zu bemühen. In der bekannten Wartburgliteratur sind ausführliche Tabellen enthalten, die helfen, die Ursachen für Probleme zu finden. Ich kann nur empfehlen, erst einmal sich dort durchzuarbeiten.

Es gibt genügend Gründe, den Zylinderkopf zu zerlegen:

nur um einige zu nennen.

In den Ratgeberhandbüchern wird leider ein wesentlicher Part verschwiegen: selten sind Jahrzehnte und Tausende Kilometer alte und gebrauchte Zylinderköpfe einfach zu zerlegen.
Manche meinen gar, sie hätten in einer Auktion für wenig Geld ein Schnäppchen gemacht und ahnen gar nicht, daß einiges an Aufwand dazugehört, so einen alten Kopf wieder einsatztauglich zu machen. Von den Erfordernissen, ggf. Quetschkanten nachzusetzen, verzogene Dichtflächen oder demolierte Kerzengewinde aufzuarbeiten, will ich an dieser Stelle noch gar nicht einmal berichten.

Da ein Bild mehr aussagt, als tausend Worte, nun also zu verschiedenen Zylinderköpfen, deren Dramen:


Dies war ein Zylinderkopf ab Modell 1985. Der Besitzer muß fürchterliche Probleme gehabt haben:
  • verschmorte Plastikreste auf der Welle, die einmal zur Keilriemenscheibe gehörten
  • Keine Kugeln mehr im Lager!
  • die Welle durchgängig auf ganzer Länge verrostet
  • der Thermostat war aus "der Fassung" gesprungen und konnte so nicht arbeiten
  • die Wasserkanäle waren so verrostet, daß die Vermutung nahe liegt, daß keine Zusätze und Leitungswasser verwendet wurden
Ein eher "normales" Problem, die einst verzinkten Schrauben haben ihre schützende Schicht verloren. Rost der Schraube und Oxyd des Aluminiums verquellen derart, das die Schrauben beim Versuch sie zu lösen, einfach abreißen.
Hier hilft nur noch ausbohren und Gewinde nachschneiden.
Die Wasserkanäle sind hier bei diesem Zylinderkopf nicht voller Rost, dafür aber stark verkalkt. Man sollte stets destilliertes Wasser verwenden und entsprechende Frostschutzzusätze, die ebenfalls in der Regel auch Zusätze enthalten, die Kalkablagerungen und Rost verhindern.

Die Wellenenden sehen von außen zunächst unscheinbar aus.
Gravierender ist jedoch, daß das Abtropfloch unterhalb der Wasserpumpe (lagerseitig) völlig verstopft ist. Eine 100% dichte Wasserpumpe kommt in der Praxis nicht vor. Das eine oder andere Tröpfchen sickert schon einmal durch, vor allem bei permanent stehenden Fahrzeugen. Das Wasser muß ablaufen können, damit das Lager nicht beschädigt wird.
Laut Reparaturanleitung sollte sich die Abstandshülse leicht abstreifen lassen, jedoch ist in 19 von 20 Fällen gebrauchter Zylinderköpfe die Welle durch Rost aufgequollen.

Nach Abnehmen des Abschlußdeckels, sieht dann so ein Schnäppchen meist nicht mehr so rosig aus. Je nach dem, wie lange der Kopf Zeit hatte auszutrocknen, ist die Dichtung dann endgültig hinüber und dichtet unbehandelt nur noch für wenige Kilometer ab. Trabbel ist dann vorprogrammiert.
Sie sind auch der Ansicht, das man die Dichtungen oder Lager einer 353'er Wasserpumpe erneuern kann, ohne den Zylinderkopf vom Motor im Wartburg zu nehmen? In den meisten Fällen müssen Distanzhülse und Schaufelrad leider zerstört werden, um zumindest die übrigen Teile zu retten.

Man kann versuchen Hülse und Schaufelrad zu erwärmen, was selten Erfolg hat. Vorsichtig einschneiden und abpellen, ist eine Möglichkeit...
Hier sieht man, wieviel Rost sich unter der Hülse versammelt hat.
Jetzt sollte sich das Schaufelrad abziehen lassen. Da das erwartungsgemäß nicht geht, kann man sich denken, daß unter dem Schaufelrad die Welle genauso verrostet aussieht, wie im sichtbaren Teil.

Gebrauchte Zylinderköpfe sind gewöhnlich alle in diesem Zustand - von außen nicht zu erkennen!
Hier ein weiterer Zylinderkopf. Er zeugt auch von blinder Verzweiflung und Wut seines ehem. Besitzers. Der wußte sich überhaupt nicht zu helfen und hat gleich mit einem Vorschlaghammer derart auf der Wasserpumpenwelle herumgedroschen, daß alle Teile zerstört wurden und die Welle wie ein Niet platt gedrückt wurde. So kann man gleich alles auf den Schrott werfen!
Merke: rohe Gewalt stellt keine Lösung dar. Ob der Zylinderkopf bei dieser Gewaltaktion gelitten hat, ist noch zu prüfen.
Bei diesem Zylinderkopf scheint es Probleme mit dem 2. Zylinder gegeben zu haben. Deutlich sind "Einschläge" im Brennraum zu sehen, die auf Kolbenklemmer mit erheblichen Materialabrieb schließen lassen.
Die Wellenenden lassen bereits auf Probleme beim Zerlegen schließen. Keim, Rost, Gammel.
Das Messing rund um die Graphitdichtung ist völlig morsch und hat etliche Risse.

Dafür sieht das Schaufelrad aus, wie poliert.

Bei diesem Zylinderkopf sind einige Schrauben am Flansch abgerissen, die müssen ausgebohrt werden.
Wer sich nie um seinen Zylinderkopf gekümmert hat, läuft Gefahr, eines Tages unterwegs ein Problem zu haben. Wenn die Pumpe anfängt zu tropfen, könnte es sein, daß Sie auch die Schrauben nicht mehr sauber bewegen können!
Keine Frage, auch ein schmuddeliger Kopf kann seine Arbeit noch ein paar Jahre verrichten, die wirklichen Probleme kann man von außen her nur ahnen!