Getriebe 312 montieren

Die sorgfältig gereinigten Teile werden in umgekehrter Reihenfolge zur Demontage zusammengesetzt. Alles ist gewaltfrei zu behandeln. Natürlich kann man mit dem Gummihammer hier und da ein wenig Klopfen, aber immer schön sachte und gleichmäßig.


Die Federn (Keil) in den Wellen müssen korrekt sitzen und wenn der Ersatzfreilaufkorb aufgesteckt ist, wird dieser mit dem Sicherungsring gesichert.
Anschließend ist der Stern aufzudrücken. Wer ihn verkehrt herum einsetzt, wird nicht weit kommen....
Um den Freilaufstern in die richtige Position zu bekommen, verwendet man am besten eine passende Hülse, die man über das Wellenende stülpt, und einen leichten Gummihammer. Der Freilaufstern rückt ohne Anstrengung in seine Position. Ein weiterer Sicherungsring sichert auch diesen.
Jetzt setzt man vorsichtig die geölten Federn in die Bohrungen des Sterns ein und drückt die Federn mit einem kleinen Schraubenzieher in die Bohrung, so daß man bequem eine Rolle einlegen kann. Insgesamt 9 Federn und Rollen sind auf diese Weise einzusetzen.
Vorsicht!: Wer mit dem Schraubenzieher abrutscht, riskiert, daß eine Feder weit weg fliegt und die Sucherei geht los. Außerdem währe es Fatal, wenn auch nur irgend ein kleines Teil in das Getriebeinnere fiele. Möglichkeiten dazu gibt es viele.
Der zur Freilaufglocke passende Deckel ist aufzusetzen. Die originalen Schrauben und Muttern mit dem Kopf Schlüsselweite 14 sind so konstruiert, daß die Muttern auf der Unterseite der Freilaufglocke sich selbst gegen verdrehen sichert, während die Schrauben von oben durchgesteckt und über Kreuz angezogen und mittels Sicherungsblech gesichert werden. 
Wer hat, verwendet eine Papierdichtung, die man manchmal noch auf Oldtimermärkten zu kaufen bekommt. Wer keine passende Dichtung hat, kann entsprechende Dichtmasse aus der Tube verwenden. In beiden Fällen sind die Dichtflächen zu reinigen (und nicht mit scharfen Gegenständen zu zerkratzen).
Nun schiebt man das saubere Sperrad des Freilaufes zwischen die Ausrückgabel (Zähne zeigen natürlich in Richtung Freilaufkorb und fädelt das Zahnrad und Getriebedeckel auf das Getriebe.
Wenn alles prima sitzt, schraubt man den Deckel (unterschiedlich lange Schrauben) am Getriebe fest, setzt das Tachorad ein, fädelt die gereinigte Tachoantriebswelle (im Bild links auseinandergezogen) ein und schraubt diese an seinem Platz fest.
Abschlußdeckel abdichten und festschrauben und Silentblock an seinem Platz montieren. Bei dieser Gelegenheit sollte man gleich die Antriebsglocken von altem Fett reinigen, prüfen und mit etwas Fett versehen. Nachdem Öl aufgefüllt ist und das Getriebe sich als dicht erweist und sonst keine weiteren Mängel zeigt, ist es fertig zum Einbauen.
Die Antriebswellen kann man bei dieser Gelegenheit ebenfalls überholen. Auf jeden Fall sollte man vorsichtig die Dreifingergelenke mit frischem Fett versehen, welches durch seine Adhäsionskraft hilft, die Teile zusammenzuhalten. Wichtig ist, das man Platz hat und sichert die Antriebswellen so, da sie weit nach außen und oben positioniert sind.
Klar, daß man mit einer 2. Person den Einbau leichter vonstatten gehen läßt. Wer allein ist, kann sich jedoch behelfen. Ich verfüge weder über einen Flaschenzug, noch über eine entsprechende Motor-Hebevorrichtung.
Wieder kommt eine stabile Schnur mit Griffholz zum Einsatz, des weiteren ein paar Stücke Holz zum Unterlegen und 2 Scherenwagenheber.

Man fädelt das Getriebe vorsichtig, ohne die gesicherten Antriebswellen zu berühren, ein und stützt das Getriebe am Rahmen ab.
Dann werden beide Wagenheber unter das Getriebe gesetzt, wie im Bild ersichtlich. Wer nicht die nötige Armeskraft hat, um das von der Seite zu machen, kann scheibchenweise die Hölzer unterschieben, bis der Wagenheber unter das Getriebe paßt.
Mit den beiden Wagenhebern kann man das Getriebe locker in die entsprechende Höhe bringen. Man muß nur aufpassen, daß es sich nicht verkantet oder vom Wagenheber rollt. Also steht man immer wieder auf und kontrolliert und korrigiert alle Positionen.
Bei den Wartburgs der früheren Baujahre war in der Mitte der Getriebeglocke unten ein Stehbolzen eingesetzt, der bei den neueren 353'er Modellen nicht mehr vorhanden ist. Dieser Bolzen hakt sich mal eben ganz fix unter den Rahmen, da muß man aufpassen.
Ist das Getriebe in der richtigen Höhe, kann man es auf die hintere Auflage schieben, aber immer aufpassen, daß es nicht vom Wagenheber kippt. Das klingt alles schlimmer, als es in Wirklichkeit ist. 2 Stunden sollte man sich Zeit nehmen.
Mit einem schlanken Schraubendreher findet man schnell das Gewinde, um den Silentblock zu sichern und kann schon einmal erst die eine, dann die andere Schraube einsetzen..
Von vorn kommt man recht gut an die Antriebe heran und kann die Dreifingergelenke mit der Hand umschließen, um diese in die Antriebsglocken einzufädeln. Man sollte zuvor den Freilauf sperren und einen Gang einlegen, denn dann kann man die Antriebswellen etwas hin und herdrehen und alles paßt. Sobald eine Welle sitzt, sollte man umgehend das entsprechende Vorderrad (Bremstrommel) in seine Position bringen und das Schwenklager an seinem Platz festschrauben (alles schön sichern, nichts vergessen).
Bevor die Antriebsmanschetten geschlossen werden, noch einmal kontrollieren, ob die Fettfüllung ausreichend ist. Ich verwende noch immer Restbestände des SWA 532 - seit vielen hunderttausenden Kilometern ohne Probleme. Natürlich kann man auch andere für diesen Einsatzzweck gedachte Schmierfette verwenden. Auf keinen Fall sollte man bei der Fettfüllung übertreiben. Wird der Druck in der Antriebsglocke zu hoch, wird es im günstigsten Fall herausgedrückt, anderenfalls steigt die Reibung wegen des Druckes an!! klingt paradox, ist aber so.
Die originalen Federspannbänder habe ich nicht mehr verwendet, weil diese keinen sicheren Halt mehr gaben. In Ermangelung geeigneten Ersatzes, es ist nur eine schmale Rille - die normale Spannschlösser von vornherein ausschließt -  vorhanden, habe ich vorerst Spannbänder aus Plastik verwendet. Das mag erst einmal reichen, auch wenn es alles andere als original aussieht. Zum Ersatzteilsuchen habe ich noch Zeit...
Am Ende der Bauarbeit, ist das Getriebe wieder an seine Betätigungen, Seilzüge etc. anzuschließen. In der Regel hat sich die Schaltung nicht verstellt, jedoch sollte man das kontrollieren, denn der Betätigungshebel, der auf die Schaltwelle des Getriebes geschraubt wird, ist in gewissen Grenzen verdrehbar.