Honda Bali 100

Okt
20
2009

Das passiert einem wohl nicht alle Tage! Mein Garagennachbar und 2-Takt-Freund Giovanni hat mir diesen Motorroller geschenkt! Ja, richtig gelesen: geschenkt!
Wo ist der Haken?
Es gibt einen klitzekleinen. Er ist mit dem Roller jeden Tag "ein paar hundert Meter" zur Arbeit gefahren. Vorbesitzer war ein Rentner.
Dann ging plötzlich der Motor aus. Ließ sich starten und ging gleich wieder aus. Giovanni hatte einen Verdacht: der Öltank (2-Takter mit Getrenntschmierung) könnte leer sein! Oha, Motor festgefahren!
Der Roller wollte nicht mehr; auch nachdem der Tank wieder aufgefüllt war.
Konsequente Überlegung seinerseits: da der Roller nicht teuer in der Anschaffung war und "sein Geld" verdient hat, dürfte eine Reparatur des Motors unwirtschaftlich sein, da schnell die Reparaturkosten den Anschaffungs- und Zeitwert übersteigen dürften.
Das war das Aus für den überaus praktischen Roller! Giovanni kaufte einen anderen; der Abschied fiel ihm jedoch sehr schwer. Den Roller einfach verschrotten oder in Einzelteile zerlegen und verhökern? Das brachte er nicht übers Herz (er hängt an seltenen Stücken, Zweitaktern und Oldtimern, darunter etliche aus DDR-Tagen).
Wie der Zufall es wollte, trafen wir uns mal wieder in seiner Garage, wo ich ihm an der einen oder anderen "Schraube" hilfreich sein konnte und plötzlich platzte es aus ihm heraus:
"Peter, Du könntest doch meinen Roller nehmen, ich schenk' ihn dir!". - Pause. Ich habe wohl ziemlich verdattert geguckt. Auf so eine Idee war ich nicht gefaßt!
Er weiß, daß ich mich von nichts trennen kann. Meine Garage ist angefüllt, bis oben hin. Und was soll ich mit noch einem "Moped". Ich fahre ja kaum mit meiner MZ!
Während ich den Gedanken ganz schnell verwarf und mich meiner Schrauberei widmete, war er ganz entzückt von seiner Idee und fing an, wie auf einem Basar, die Vorzüge des Rollers in den höchsten Tönen zu loben:

  • Vollverkleidetes Leichtkraftrad,
  • Beinschutz, Windschutz,
  • Elektrostarter,
  • kräftiger 2-Taktmotor (was ich doch wohl liebe...),
  • fährt 80 Sachen,
  • riesiger Gepäckraum vorn, unter dem Sitz und im Gepäckkoffer hinten. Man bekommt locker seine Integralhelme, den Wochenendeinkauf usw. verstaut.
  • Ein Schlüssel für alle Schlösser.
  • Getrenntschmierung, Tankstutzen für Benzin außerhalb des Staufaches,
  • Bremsscheibe vorn, keine Kupplung, Automatikgetriebe (Steigscheibe mit Keilriemenantrieb), keine Gangschaltung nötig,
  • und und und

Allmählich drang sein Monolog zu mir durch... "Peter, Du bist doch ein Schrauber, Bastler, Tüftler. Den Motor bekommst Du doch hin, die Teile kosten nicht viel und den Roller schenke ich Dir, kost' auch keine Steuern..." Und wieder wärmte er mir das Herz an!
Nun schaute ich mir das Teil, daß mir bis dahin fremd wie ein UFO war, näher an. Tatsächlich, das Ding hat was!
Kurzum, ich fing an, die längst überfällige Garagenaufräumaktion anzugehen. Regale neu bauen, Kisten sortieren, besser stapeln. Erstaunlich, nun paßt sogar noch der Roller hinein!

Zunächst untersuchte ich den Roller: Er springt an, klingt sauber, geht aber bald wieder aus! Nach einiger Forschung kam ich hinter den Trick, wie der Hersteller mit einer kleinen Handvoll Schrauben den Scooter zusammenhielt. Das meiste ist mit Plastenasen zusammengesteckt.
Wenige Kilometer, guter Zustand, abgesehen von der Motorgeschichte keine Mängel oder Schäden. Kein Rost. HU/ AU und Batterie neu.
Leider hat sich der Verdacht auf Kolbenklemmer bestätigt. Ein Blick in den Zylinderkopf krümmerseitig bestätigte das! Riefen am Kolben. Jedoch klingt der Motor nach wie vor gesund, ist durchzugsstark, springt ohne Probleme an.
Der Öltank war leer gefahren. Öl auffüllen allein reicht nicht. Das Ölpumpensystem muß recht aufwendig entlüftet werden, sonst fördert die Pumpe keinen einzigen Tropfen Öl! Im ersten Anlauf ist mir das Entlüften nicht gelungen. Also kurzum Öl in den Kraftstofftank und das gewohnte Gemisch von Hand erzeugt. Siehe da, der Roller knattert wieder zuverlässig (ein paar mal hat er mich schon zur Arbeit und zurück getragen).
Das Fahrzeug macht einen soliden Eindruck hinsichtlich seines Aufbaus, der Elektrik etc. Beide Tankgeber sind intakt, jedoch leuchtet die Ölkontrollampe nicht auf! Diese Lampe ist im üppigen Tachometergehäuse integriert und entpuppte sich als LED. Eigentlich unkaputtbar, sollte man meinen. Das Multimeter sagt per Diodentest: LED ist ok, aber selbst bei direktem Anlegen einer Spannung leuchtet sie nicht auf. Wer weiß, vielleicht leuchtet sie heimlich im Infrarotbereich?
Das muß ich noch untersuchen...
Hier nun ein paar Bildchen, von dem heutzutage doch schon recht seltenen Motorroller: